Seit Jahrtausenden betrachtet der Mensch den nächtlichen Himmel – so unerreichbar fern entrückt, so wundersam faszinierend – und auch ein wenig furchteinflößend. Für den Philosophen Michel de Montaigne resultiert genau hieraus die Verehrung für die Himmelskörper, prophylaktisch, vorsichtshalber sozusagen: Kein Mensch hat sie je besucht, nichts Genaues weiß man nicht.
Und die feurig leuchtenden Sterne Harry Meyers?
Das Anliegen des Künstlers von Anbeginn seines Schaffens ist die urwüchsige, ungebändigte, gewaltige Kraft der Natur. Das Element Feuer brüllt sich in Rage, das Leuchten spricht, und erzählt vom Scheiterhaufen Giordano Brunos (1548-1600), der als erster frühneuzeitlicher Philosoph ein unendliches Universum ohne Zentrum postulierte – damals Ketzerei! Das Numinose oder seine Personifikationen hatten sich wohl vor den irdischen Streitereien in eben diese Unendlichkeit geflüchtet – wogegen Harry Meyers Sterne mit Lichtblitzen und Energie-Explosionen protestieren. Das Leuchten der Sterne vor der nächtlichen Finsternis verstärkt die Dunkelheit und macht sie gesteigert erlebbar – eine Dunkelheit, in der das Licht der Erkenntnis noch nicht erglänzt.
Der Künstler greift nach den Sternen, nicht weil er auf der Erde nichts mehr verloren oder schon alles gefunden hätte, sondern weil er die Betrachter zu einer Umkehr der Blickwinkel auffordert: Unsere weltlichen, vergänglichen Unzulänglichkeiten werden in den Kosmos projiziert, strahlen zurück und ermöglichen dem Menschen in dieser von außen kommenden Betrachtung die Chance zur Selbstreflexion.